Sonntag, 19. Dezember 2010

Zeitmanagement für Muslime

Salam aleikum, meine Lieben Schwestern
kennt ihr das auch? Am Ende des Tages fragt man sich,wo ist eigentlich die Zeit geblieben?Viele Dinge die man sich vorgenommen hatte sind liegen geblieben. Und irgendwie hat man trotzdem das Gefühl man hat nicht genug getan.Sei es für Allah, Für seine Kinder, für den Ehemann, seine Eltern, seine Freunde, für Dawah... von uns selbst wollen wir garnicht reden.
Ich habe einen schönen Text gefunden, der uns inchallah hilft unser Leben sinnvoller und effektiver zu organisieren.

Gefunden habe ich ihn unter:
www.islam.ch

Zeitmanagement für Muslime

1 Einleitung

Wir beschäftigen uns im Unterricht immer wieder mit der Frage, wie wir Allah näher kommen. Wir haben
gesehen, es gibt so viele Dinge, die wir tun können, um uns Allah anzunähern. Wie setzten wir dies aber
im Alltag um? Der Prophet, Sallallahu alaihi wa Sallam, hat sinngemäss gesagt:

"Die von Allah am meisten geliebten Taten sind die regelmässigen, selbst wenn sie nur gering sind."

Wie aber bringen wir diese Regelmässigkeit in unseren Alltag? Ohne dass uns die "alltäglichen" Dinge
unsere Aufmerksamkeit und Energie so sehr stehlen, dass für die Ibadat kaum noch Zeit übrig bleibt? Das
aus dem Erwerbsleben bekannte Zeitmanagement kann hier helfen. Im Folgenden möchte ich die
wichtigsten Methoden vorstellen, die uns helfen die Balance zwischen Broterwerb, Familie und den Ibadat
zu finden.

2 Ziele definieren

Die überwiegende Mehrheit der Menschen hat keine Ziele. Laut einer Studie der Harvard Universität
haben 83% der Menschen keine Karriereziele. 14% haben klare Karriereziele, haben diese aber nicht
schriftlich fixiert. Diese 14% verdienen durchschnittlich dreimal mehr als die erstgenannte Gruppe. Allah
bewahre uns davor, den Erfolg anhand des Einkommens zu messen. Diese Studie zeigt aber trotzdem die
Wichtigkeit von Zielen auf. Nur 3% der Menschen haben sich ihre Ziele irgendwo notiert. Diese 3%
verdienen durchschnittlich zehnmal mehr als die erstgenannte Gruppe. Wie würde wohl diese Studie auf
die Ibadat bezogen aussehen?

Im Geschäftsleben sind Zielfindung und Strategieentwicklung komplizierte und langwierige Prozesse.
Viele Bücher sind zu diesen Themen verfasst worden. Diesen Bereich können wir Muslime aber fast
komplett weglassen. Denn das Ziel und die Strategie hat Allah durch Sein Buch und durch die Sunna
Seines Propheten Muhammad, Sallallahu alaihi wa Sallam, uns bereits offen und klar dargelegt. Unser
oberstes Ziel ist der Eintritt ins Paradies. Und den Weg zum Paradies hat uns der Prophet, Sallallahu
alaihi wa Sallam, als ein perfektes Beispiel vorgelebt.

Es wird uns aber bestimmt helfen, dieses oberste Ziel, den Eintritt ins Paradies, der Sunna gemäss weiter
aufzuschlüsseln. Was bringt uns ins Paradies? Was können wir tun, um die Dinge, die uns ins Paradies
bringen, besser in unserem Alltag zu verwurzeln?

Wenn wir hoch gesteckte Ziele in kleinere Einheiten, in Etappen, aufschlüsseln, werden die Ziele nicht nur
absehbar und erreichbar. Wir haben auch nach jedem Erreichen eines Etappenziels ein Erfolgserlebnis,
das uns für den weiteren Weg motiviert. Hier ein kleines Beispiel aus meinem Alltag. Ich bin
Datenbankadministrator (DBA). Beruflich habe ich mir für dieses Jahr als Ziel gesetzt, das Oracle Certified
Professional Examen zu machen. Um zur Prüfung für das OCP Zertifikat zugelassen zu werden, muss
man erst ein OCA Zertifikat vorweisen können, sowie einen Kurs besuchen -und natürlich sehr viel
lernen. Ich habe mir zum Ziel gesetzt im Herbst dieses OCP Examen zu machen. Als ich mir nur schon
die Themengebiete angeschaut habe, die ich für die beiden Examen beherrschen muss, habe ich mir erst
mal gedacht, dass dies eine Stufe zu hoch ist für mich. Dann habe ich mich aber hingesetzt und das Ziel OCP
- in einzelne Etappen aufgeteilt. Ich habe das Ziel aufgeschlüsselt.

1.
Datenbank Ausfallszenarien jeden zweiten Donnerstag einen morgen lang üben, (auf diesem
Gebiet werden für die OCP Prüfung sehr tiefe Kenntnisse vorausgesetzt)
2.
OCA Themen zu mindestens 80% vorbereiten
3.
OCA Prüfung ablegen
4.
OCP Themen in den Grundzügen lernen
5.
Kurs besuchen
6.
OCP Themen vertieft lernen
7.
OCP Prüfung ablegen
Diese Woche habe ich das OCA Examen geschafft. Ein tolles Erfolgserlebnis. Das bestandene OCA
Examen hat mich dermassen motiviert, dass ich gleich am n.chsten Morgen begonnen habe einen Plan
zu erstellen, in welcher Reihenfolge ich die OCP Themen lernen will. Ziele motivieren ungemein. Das ist
nicht nur im Beruf so, sondern auch bei den Ibadat.

3 Der Masterplan - wie bringe ich alles unter einen Hut?

Wir haben oft "keine Zeit". Ganz einfach weil wir einen Beruf haben, der uns fordert, vielleicht sogar ein
eigenes Geschäft. Weil wir eine Familie haben, eine Frau mit der wir Zeit verbringen m.chten, Kinder, die
wir erziehen. Wir engagieren uns vielleicht noch in einem Moscheeverein oder machen eine
Weiterbildung. Dies alles sind Aktivit.ten, die überwiegend diesseitig sind. Für das Herz ist hier noch nicht
viel dabei. Wir sind vor allem als Diener Allahs auf dieser Welt, dafür brauchen wir auch Zeit. Also für die
Ibadat im engeren Sinne. Wie aber bringen wir all diese Dinge unter einen Hut? Der Tag hat nur 24
Stunden. Viel zu wenig, k.nnte man meinen. Vom Propheten wissen wir, dass er sich während einem
Drittel des Tages dem Broterwerb gewidmet hat, während einem weiteren Drittel der Familie - hier ist auch
das Schlafen und Essen inbegriffen, und w.hrend einem weiteren Drittel hat er sich den Ibadat gewidmet.
Heute ist es manchmal schwierig, den Alltag diesem Ideal entsprechend zu gestalten. Früher, als ich noch
in Zürich gearbeitet habe, war ich zus.tzlich zur Arbeitszeit noch ca. 3 Stunden unterwegs, macht
zusammen mindestens 12 Stunden. Dann musste ich zu hause noch lernen, weil die Zeit im Zug nicht
ausgereicht hat - ich war neben dem Job noch in Ausbildung. Die 24 Stunden eines Tages in drei gleich
grosse Teile aufzuteilen war da nicht möglich. So geht es heute vielen, vielleicht sogar den meisten
Menschen. Trotzdem sollten wir der Sunna des Propheten (sas) folgen, und versuchen uns diesem Ideal
vom gedrittelten Tag anzunähern.

Meiner Meinung nach am besten schaffen wir das, wenn wir unser Leben in Rollen aufteilen. Ich zum
Beispiel bin Diener Allahs, ich bin Ehemann, Vater, Lehrer (Dars), Lernender und DBA (mein Beruf). Jetzt,
nachdem ich diese Rollen definiert habe, weiss ich was ich eigentlich alles unter diesen einen Hut bringen
muss, unter meinen 24 Stunden Tag. Ich kann darauf achten, dass keine dieser Rollen über längere Zeit
zu kurz kommt. Ich kann darauf achten, dass ich die Balance halte zwischen diesen Rollen. Dies ist der
Schlüssel zu einem ausgewogenen Leben.

Nachdem ich diese sechs Rollen definiert hatte habe ich mir zu jeder Rolle Gedanken gemacht. Was will
ich in dieser Rolle erreichen? Welche Wünsche habe ich für diese Rolle? Was ist mein Lebensziel für
diese Rolle?

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich diese Dinge auf kleinen Notizzetteln notiert, die ich mit einer
Büroklammer zusammengeheftet in der Hemdtasche herumgetragen habe. Für die weitere Planung
genügt das aber nicht mehr. Je nach Präferenz macht man jetzt besser mit einem A4 Blatt weiter, oder am
Computer.

Wenn wir alle Lebensrollen durchgegangen sind, haben wir alles beisammen um einen Masterplan zu
erstellen. Wir k.nnen unsere Ziele nun schriftlich in einem Masterplan fixieren, so wie in der vorhin
erwähnten Studie die 3% dies getan haben.

Zu jeder Rolle überlegen wir nun ein oder mehrere Ziele für dieses Jahr, die dem übergeordneten
Lebensziel dienen. Diese Ziele müssen messbar sein, der übergeordnete Zweck, das Lebensziel
sozusagen, idealerweise auch. Es reicht nicht, wenn wir als Jahresziel für die Rolle des Dieners Allahs
aufschreiben "Ich will ein besserer Muslim werden." Dies ist nicht wirklich messbar. Wir können aber zum
Beispiel als übergeordnetes Ziel aufschreiben:


Ich will mich Allah annähern. (Dies t.nt zwar .hnlich, ist aber meiner Meinung nach ganz
konkret messbar.)

Ich will das Diktat meiner Triebe überwinden. (wir haben letztes Mal darüber gesprochen)

Ich will ein bescheidener Mensch werden. (auch dies ist messbar, zum Beispiel an unseren
Gefühlen, wenn unser Nachbar ein neues Cabriolet kauft. Ist in unserem Herzen nicht noch
eine Spur von Neid?)
Diese Ziele halten wir neben den Rollen auf einem Blatt Papier fest. Danach schlüsseln wir dieses
Jahresziel in verschiedene Etappen auf. Hier vielleicht noch ein weiteres Beispiel, diesmal aber nicht aus
dem Berufsleben.

Nehmen wir an, unser Ziel ist es, intensivere Gebete zu verrichten. Nun können wir nicht beim Nachtgebet
aufstehen und sagen, so, ab morgen verrichte ich die Gebete intensiver. Das kommt nicht einfach so. Man
muss etwas dafür tun. Wir überlegen uns also, was kann ich alles tun, um meine Gebete intensiver zu
verrichten? Erst mal muss ich mich auf das Gebet vorbereiten, indem ich die Gebetswaschung mache,
bewusst die Gebetswaschung mache, auch die Gebetswaschung ist eine gottesdienstliche Handlung,
eine Ibadat. Es lohnt sich auch, auf die Kleidung zu achten. Beobachtet mal einen Gelehrten, der sich auf
das Gebet vorbereitet. Der betet nicht in T-Shirt und Trainerhose. Der Gelehrte achtet nicht nur darauf,
dass seine Kleidung frei von ritueller Verunreinigung ist. Er w.hlt dezente, saubere Kleidung, die nicht zu
eng ist und die Aura richtig bedeckt, z.B. Einen Sarung und darüber ein langes Hemd oder einen leichten
Mantel. Er setzt ein Peci auf und parfümiert sich leicht vor dem Gebet. Seht diese Liebe zu Allah, er
parfümiert sich nicht unbedingt wenn er rausgeht, aber er parfümiert sich vor dem Gebet. All diese Dinge
tut er ruhig und bedacht, mit den Gedanken bei Allah.
Um sich auf das Gebet einzustimmen und mit den Gedanken vom Alltagsleben etwas Abstand zu nehmen
ruft man am besten vor jedem Gebet den Gebetsruf (Adhan) aus. Dies kann man auch zu hause machen,
auch wenn man alleine ist. Danach betet man das jeweilige Sunnagebet, danach spricht man die Iqomat
us-Solat (Gebetsruf unmittelbar vor dem Gebet) und bevor man nun mit dem Pflichtgebet beginnt ruft man
sich am besten nochmals in Erinnerung was der Prophet (sas) sinngem.ss gesagt hat:

"Wenn du im Gebet stehst, bete, als sei es dein letztes Gebet, und sprich kein Wort, für das du dich
morgen entschuldigen musst, und baue nicht auf das, was in der Hand von Menschen liegt."

Während dem Pflichtgebet rezitieren wir langsam und konzentriert, und denken jeweils darüber nach, was
wir rezitieren. Wenn wir zum Beispiel beim rezitieren der Surat ul-Fatiha "maliki Jaum id-Din" sagen,
denken wir nicht bereits an das anschliessende Verbeugen, sondern denken daran, dass diese Worte
bedeuten, dass Allah der absolute Herrscher am Tag des Gerichts ist, und dass dieser Tag für jeden von
uns eintreffen wird. Die Verbeugungen und die Niederwerfungen machen wir nicht hastig wie
Gymnastikübungen, sondern würdevoll und verharren für einen Moment in jeder Stellung. Nach dem
Gebet machen wir Dhikr und sprechen ein Bittgebet. Auch beim Bittgebet ist es wichtig, dass wir
konzentriert sprechen, die Worte nicht einfach herunterleiern. Wenn wir zum Beispiel in einer
Lohnverhandlung sind leiern wir vor dem Chef nicht einfach runter: "Ich will mehr Lohn. Ich will mehr
Lohn. Ichwillmehrlohn." Und denken dabei an etwas ganz anderes, zum Beispiel daran, welchen Film wir
uns denn heute Abend im Fernesehen anschauen. Wenn wir bei der Lohnverhandlung dem Chef
gegenüber sitzen, konzentrieren wir uns auf unseren Wunsch nach mehr Lohn, und alles andere
verschwindet aus unserem Blickfeld. Wenn wir uns aber mit einem Bittgebet an Allah richten und Ihn um
etwas bitten, denken wir dabei manchmal an alles andere. Ist das nicht vielleicht ein Grund, weshalb
unser Wunsch eventuell nicht erfüllt wird? Erwarten wir es überhaupt, dass Allah unseren Wunsch erfüllt?

Fassen wir zusammen. Wir k.nnen also unser Jahresziel, das Gebet innig und intensiv zu verrichten, in
folgende kleinere Ziele, oder auch Aufgaben, aufteilen:


Wudu bewusst als Ibadat vornehmen

Adhan & Iqomat us-Solat vor dem Gebet

Auf die Kleidung achten
• Sunnagebete

Konzentriert und langsam rezitieren, würdevolle Bewegungen

Dhikr und Bittgebete nach dem rituellen Pflichtgebet
Dieses Vorgehen wiederholen wir für alle Rollen, die wir für uns definiert haben. Wir erstellen einen
Masterplan. Jahresziele zu jeder Rolle, die in Etappen aufgeschlüsselten Ziele, all dies entspricht nun den
Wünschen (oder Lebenszielen), die wir für jede dieser Rollen hegen. Es sind also keine von Aussen
verordnete Ziele, die zu erreichen wir nicht wirklich motiviert sind.

Lebensrolle Lebensziel Jahresziel
Diener Allahs •
Ich will mich Allah annähern

Ich will das Diktat der Triebe
überwinden
• Ich will bescheiden werden
Gebete intensiv verrichten

Wudu bewusst als Ibadat
vornehmen

Adhan & Iqomat us-Solat vor
dem Gebet
• Auf die Kleidung achten
• Sunnagebete

Konzentriert und langsam
rezitieren, würdevolle
Bewegungen

Dhikr und Bittgebete nach dem
rituellen Pflichtgebet
Ehemann
DBA • Lebensunterhalt halal
erwerben

Für die Familie sorgen können
Oracle Certified Professional

Ein vereinfachtes Beispiel eines Masterplans.

4 Prioritäten setzen

Wenn wir die Ziele, die wir in unserem Masterplan festgelegt haben, in Etappen aufschlüsseln, entstehen
daraus idealerweise Aufgaben, für die wir einen Termin setzen k.nnen. Nehmen wir als Beispiel wieder
das Jahresziel für die DBA Rolle, die OCP Zertifizierung. Ein erstes Etappenziel war das Bestehen der
OCA Prüfung. Um dieses Ziel zu erreichen, musste ich mich entsprechend vorbereiten. Ich habe also eine
Aufgabenliste mit allen Themen erstellt, die ich für die OCA Prüfung vorbereiten musste. Für jede Woche,
die mir bis zur Prüfung blieb (es waren rund 12 Wochen), habe ich mir eine gewisse Anzahl dieser
Aufgaben vorgenommen und die Aufgaben im Palm mit den entsprechenden Terminen versehen. Das hat
sehr gut geklappt. Ich konnte mich stressfrei auf die Prüfung vorbereiten und wusste am Tag vor der
Prüfung, dass ich mindestens 80% der Themen gut beherrsche. Und tats.chlich, ich habe 81% der
Fragen richtig beantwortet.

Nun ist es aber so, dass wir im Alltag mit verschiedensten Aufgaben aus verschiedensten Bereichen
überh.uft werden. Dies sind meist Aufgaben, die mit unseren Jahreszielen, die wir im Masterplan
festgelegt haben, nichts zu tun haben. Wir werden mit dringenden Aufgaben überhäuft, die uns unseren
Zielen nicht n.her bringen, die wir aber meist sofort erledigen müssen. Diese dringenden Aufgaben
können uns so sehr die Zeit rauben, dass wir tagein tagaus "keine Zeit" haben. Diese dringenden kleinen
Aufgaben können uns so sehr binden, dass für die wichtigen Aufgaben keine Zeit mehr übrig bleibt. Wir
geraten dann unter Druck und leiden unter Stress, falls diese Situation lang anhaltend ist.


Wichtige Aufgaben bringen uns unseren Zielen näher.

Dringende Aufgaben erfordern unsere unmittelbare Aufmerksamkeit, bringen uns unseren
Zielen aber in der Regel nicht näher.
Die Gefahr besteht, dass man die wichtigen Aufgaben - die ja selten dringend sind - aufschiebt, und sich
fast ausschliesslich dringenden Aufgaben widmet. Wenn ich zum Beispiel vor dem Computer sitze um als
Vorbereitung auf die OCP Prüfung ein Buch aus der Oracle Dokumentation zu lesen, dann bin ich schnell
am Chatten, wenn ich im Yahoo Messenger sehe, dass einer meiner Freunde online ist, ich schaue noch
schnell nach, welche neuen Artikel es auf Telepolis gibt, eine E-Mail kommt rein -sie wird sofort gelesen,
ich tippe vielleicht noch ein paar auf dem Pult liegende Visitenkarten ins Adressbuch ab. All dies sind
Aktivit.ten, die mir meine Zeit stehlen, die ich eigentlich für die Vorbereitung auf die OCP Prüfung nutzen
wollte. Meist reicht die Zeit ja nicht aus, um wirklich alle anfallenden Aufgaben zu erledigen. Mit was
fangen wir also an? Was muss unbedingt heute noch erledigt werden? Gibt es vielleicht Aufgaben, die wir
ganz weglassen k.nnen? Weil die Zeit nicht für alle Aufgaben reicht, müssen wir Prioritäten setzen. Es ist
wichtig, dass wir zwischen dringenden und wichtigen Aufgaben unterscheiden k.nnen, wenn wir nicht
dauernd auf der Stelle treten wollen ohne voranzukommen. Wir dürfen nie vergessen, Wichtigkeit und
Dringlichkeit ist nicht dasselbe. Wichtige Aufgaben bringen uns unseren Zielen näher, dringende
Aufgaben erfordern unsere unmittelbare Aufmerksamkeit, bringen uns unseren Zielen aber in der Regel
nicht n.her.

Wir setzen die Priorit.ten nach Wichtigkeit und Dringlichkeit, wobei wichtige Aufgaben vor dringenden
Aufgaben kommen. Wenn wir beide Kriterien, Wichtigkeit und Dringlichkeit, kombinieren erhalten wir vier
Kategorien von Aufgaben.


A – Aufgaben
A-Aufgaben sind wichtig und dringend, es sind Krisen. Sie haben Priorit.t vor allen anderen Aufgaben. Oft
entstehen aus B-Aufgaben wenn sie zu lange auf die lange Bank geschoben werden A-Aufgaben. Meine
Vorbereitung für diesen Unterricht wird oft am Donnerstag zur A-Aufgabe. Wenn das die Regel ist, muss
man sich fragen, was man falsch macht.

B – Aufgaben
B-Aufgaben sind wichtig aber nicht dringend. Es sind diese Aufgaben, die uns unseren Zielen n.her
bringen. B-Aufgaben dürfen wir keinesfalls vernachlässigen, wir sollten uns ihnen regelm.ssig widmen,
auch wenn viele dringende Sachen anstehen. Aus B-Aufgaben werden gerne A-Aufgaben, wenn man sie
zu lange aufschiebt.

C – Aufgaben
C-Aufgaben sind dringend aber nicht wichtig. In der Regel bringen uns diese Aufgaben unseren Zielen
nicht n.her, binden aber unsere Zeit und Energie. Je weniger C-Aufgaben man erledigen muss, je mehr
Zeit bleibt für die B-Aufgaben. Hier ist es wichtig, dass man Aufgaben delegieren oder manchmal auch
ganz ablehnen kann. Beim Broterwerb kann man C-Aufgaben leicht erkennen. Etwas schwieriger ist es
bei den Dingen, die direkter mit dem Islam zu tun haben.

D – Aufgaben
D-Aufgaben sind weder wichtig noch dringend. Sie können oft einfach weggelassen werden. Termine, die
eine D-Aufgabe sind, kann man absagen. Oft sind es aber genau die D-Aufgaben, die Spass machen. D-
Aufgaben kann man bewusst machen, um zum Beispiel sich zu entspannen. Ansonsten sollte man diese
Kategorie aber möglichst weglassen.

Der Prophet hat uns deutlich vorgelebt, was Priorität hat, also was B-Aufgaben sind. Die Ibadat geh.ren
ganz klar dazu. Das Gebet ist eine B-Aufgabe. Das Gebet ist ganz wesentlich wenn es darum geht, unser
oberstes Ziel zu erreichen, das Paradies. Sobald aber die Zeit für das Nachmittagsgebet naht, wir das
Mittagsgebet aber noch nicht verrichtet haben, so wird das Mittagsgebet zur A-Aufgabe. Wir müssen alles
andere sein lassen und uns um die Erledigung der A-Aufgabe kümmern.
Genau so k.nnen viele C-und D-Aufgaben uns die Zeit für die Ibadat stehlen, unsere B-Aufgabe. Klar
sind Aufgaben wie der interreligiöse Dialog, die Verbandsarbeit (VIOKL, IGL, IFL), über den Islam
informieren und all diese Dinge wichtig. Sobald aber eine grosse Gruppe von Muslimen während einer
interreligiösen Veranstaltung die Zeit des Abendgebets kommen sieht, und mit dem Gebet wartet bis die
Zeit des Nachtgebets anbricht, dann ist mit den Priorit.ten etwas durcheinander gekommen. Ein anderes
Beispiel. Jemand verbringt viel Zeit auf Websites und in Diskussionsforen. Manchmal habe ich das
Gefühl, dass da viel über Islam, Iman und Ibadat geschrieben, aber wenig in die Tat umgesetzt wird. Auch
bei Forumsdiskussionen besteht die Gefahr, dass man die Zeit des Abendgebets kommen sieht - und
aber weiterdiskutiert. Vielleicht steht man kurz vor dem Ende der Zeit des Abendgebets doch noch schnell
auf und verrichtet das Gebet. Aber wahrscheinlich ist man während dem Gebet mit den Gedanken noch
im Forum und nicht bei Allah. Wenn man vergleicht, was einem das Gebet bringt und was einem eine
Forumsdiskussion bringt, so erkennt man leicht, dass hier etwas nicht stimmt.

Der Prophet, Sallallahu alaihi wa Sallam, hat sinngem.ss gesagt:

"kein Gebet ist schwerer für die Heuchler als das Morgengebet und das Nachtgebet, aber wenn sie
wüssten, das in ihnen an Segen ist, würden sie bestimmt zu ihnen kommen, selbst wenn sie kriechen
müssten."

Ich will hier nicht generell Forendiskutierer und Verbandsarbeiter als Heuchler bezeichnen. Aber diese
sinngemässe Uberlieferung des Propheten (sas) macht doch klar, wie wichtig das Gebet ist. Es ist so
wichtig, dass wir sogar kriechend zum Gebet kämen, wenn wir die wirkliche Bedeutung des Gebets
kennen würden.

Ich habe für mich Dinge wie das rituelle Gebet, das Bittgebet, das Fasten und Dhikr als B-Aufgabe
priorisiert. Als B-Aufgabe an der Grenze zur A-Aufgabe. Dinge wie Lernen und Dars gehören für mich

persönlich auch zu den B-Aufgaben. Die Verbandsarbeit, der interreligiöse Dialog und all diese Dinge
betrachte ich als C-Aufgaben. Hier sind bestimmt viele Brüder und Schwestern nicht mit mir
einverstanden. Ich gebe zu, dass diese Dinge vielleicht einen gewissen B-Anteil in sich haben, aber es
sind doch Aufgaben, die mich potentiell von den B-Aufgaben, den Ibadat, abhalten. Eine weitere Gefahr,
die diese Aufgaben mit sich bringen, noch viel mehr als die Ibadat, ist dass man sie nicht ausschliesslich
für Allah macht, sondern auch für das Ansehen unter den Menschen. Unser Ziel ist aber Allah und nicht
diese Welt.

Foren, Websites, Islam-Spam etc, das sind für mich D-Aufgaben. Damit will ich meine Zeit nicht
vergeuden.

5 Wochenplanung

Nur die Aufgaben nach Priorit.t in Kategorien einteilen reicht nicht. Wir müssen die Ausführung der
Aufgaben planen. Unsere Zeit ist knapp, reicht für alle die Aufgaben kaum aus. Wenn wir die Ausführung
unserer Aufgaben planen, gewinnen wir in der Regel Zeit. Vor allem aber überwinden wir dieses
andauernde Reagieren auf Druck von aussen. Wir nehmen das Blatt selbst in die Hand, indem wir planen
und lassen B-Aufgaben erst gar nicht zu A-Aufgaben werden.
Durch schriftliches Planen gewinnen wir unter anderem folgendes:


Wir machen weniger Fehler
• Wir werden effizienter

Wir setzen die Ziele eher in die Tat um

Wir können uns selbst kontrollieren
Planen kann man mit verschiedensten Hilfsmitteln. Die einen bevorzugen einen Filofax, die anderen ein
Blatt Papier, wieder andere haben eine Pinwand oder benutzen die Kühlschranktür. Ich selbst benutze
einen Palm, genauer gesagt ein Palm Treo Smartphone, das im Büro an Outlook angebunden ist, und
unterwegs E-Mails senden und empfangen kann. Wichtig ist, dass man schriftlich plant, und nicht einfach
glaubt man habe doch alles im Kopf was ansteht.

Jeweils sonntags plane ich die kommende Woche. Um die Balance zwischen allen
Lebensrollen zu halten, plane ich für jede Lebensrolle eine B-Aufgabe ein. Dies ist wichtig.
Für jede Lebensrolle eine B-Aufgabe. Um ein ausgewogenes Leben führen zu k.nnen, muss
jede Rolle auf ihre Kosten kommen. Zum Beispiel lange Zeit nur für die Rolle des
Broterwerbs da zu sein ist nicht gut.
Ich beginne beim Planen jeweils bei den B-Aufgaben. Für die DBA Rolle, die ja Montag-
Freitag die Bürozeiten belegt, verplane ich nur jeweils einen halben Tag pro Tag. Ich halte
mir also jeden Tag die H.lfte frei. Dies ganz einfach weil es relativ viel Unvorhergesehenes

gibt, C-Aufgaben eben. Die C-Aufgaben plane ich nicht sonntags für die ganze Woche. Die C-
Aufgaben plane ich t.glich neu, dies jeweils abends für den folgenden Tag. Die Rolle Diener
Allahs beinhaltet vorwiegend wiederkehrende Aufgaben. Weil der Prophet (sas) eben gesagt
hat, dass die von Allah am meisten geliebten Taten die regelm.ssigen sind.
Beispiele für diese Wiederkehrenden Aufgaben w.ren zum Beispiel die folgenden:


Wenn man weit von den Moschee wohnt: jeweils mindestens ein Gebet pro Woche
in der Moschee verrichten. (ohne dass man irgendeine Sitzung in der Moschee
hat)

Wenn man nahe bei der Moschee wohnt: Jeweils mindestens ein Gebet pro Tag in
der Moschee verrichten.

Regelmässiges Fasten einplanen. An diesen Tagen einen frühen Feierabend gleich
mit einplanen. Mit dem regelmässigen Fasten kann man zum Beispiel beginnen, in
dem man zuerst alle zwei Wochen einen Montag fastet. Ein paar Monate oder ein
Jahr später jeden Monat, danach Montag und Donnerstag, dann, vielleicht Jahre
später, jeden zweiten Tag.

Auch das Gebet mitten in der Nacht, das Qiyam ul-Lail, kann man als
wiederkehrende Aufgabe planen. So kann man z.B. beginnen indem man jeden
Monat ein Qiyam ul-Lail plant, sp.ter vielleicht für jede Woche, dann, wenn Allah
einem die Liebe ins Herz legt zum Gebet mitten in der Nacht, kann man
irgendwann vielleicht gar nicht mehr darauf verzichten und verrichtet es jede
Nacht.

Für das Dhikr gilt das gleiche wie fürs Gebet mitten in der Nacht.
Diese Aufgaben sind nur Beispiele. Niemand soll glauben dass ich das alles mache. Mit
einigen dieser Aufgaben habe ich zwar angefangen, stehe aber noch ganz am Anfang. Doch
der Prophet (sas) hat, als er von den regelm.ssigen Taten sprach, angefügt „selbst wenn sie
nur gering sind.“ Deshalb habe ich mir auf dem Palm wiederkehrende Aufgaben eingerichtet.
Wenn ich zum Beispiel eine monatliche Aufgabe als erledigt markiere, dann erzeugt mir der
Palm automatisch eine neue Aufgabe für den nächsten Monat. Diese Aufgabe sehe ich dann
aber erst im nächsten Monat in der Aufgabenliste.

6 Kontrolle - Muhasabat un-Nafs

Wenn man schriftlich plant, hat dies nebenbei den grossen Vorteil, dass man die Einhaltung des Plans
kontrollieren kann. Man kann nicht nur kontrollieren, ob man die Aufgaben, die man für den Tag oder die
Woche terminiert hat, auch erledigt hat. Man kann auch kontrollieren, ob man sich auf das Jahres- und

Lebensziel zu bewegt, oder ob man langsam vom Weg abkommt. Man kann sich dann fragen was falsch
läuft und entsprechende Korrekturen anbringen. Sozusagen das Steuer herumreissen.

Aber nicht nur die Aufgabenerfüllung im Alltag sollte kontrolliert werden. Auch das Herz und seine
Regungen muss man im Auge behalten. Dazu mehr im Artikel „Muhasabat un-Nafs – Die Abrechnung mit
sich selbst.“

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